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an Botulismus verendete Stockente

Botulismus

 

Behandlung von Wasservögeln bei Botulismus und anderen Vergiftungserscheinungen

Botulismus beim Wasservogel nimmt in den letzten Jahren erschreckend zu und endet in der Regel tödlich, wenn es nicht behandelt wird. Durch immer längere Trockenphasen breitet sich das Gift des Bakteriums Clostridium besonders in den Seen, Teichen und Weihern aus. Enten, Schwäne und Gänse nehmen durch das Gründeln schneller als andere Vögel die Bakterien auf.

 

Betroffene Tiere erkennt man anhand folgender Symptome:

- Apathie
- Verlangsamte Atmung mit offenem Schnabel
- Hängende Flügel
- Gleichgewichtsstörungen
- Hängender Kopf
- Geschlossene Augen
- Blutegel in den Augen, Nasenlöchern und Atemwegen
- Verklebte Augen
- Kraftlos
- Erhöhte Temperatur

 

von Botulismus betroffene Stockenten

 

von Botulismus betroffenes Blässhuhnküken

 

 

an Botulismus verendete Stockente

 

an Botulismus erkrankte Blässhühner

 

 

 

 

Die Behandlung ist eigentlich relativ simpel, jedoch sehr zeitintensiv. Die Vögel müssen engmaschig in den ersten 2 - 3 Tagen alle zwei Stunden sondiert werden, bis sie selbständig in der Lage sind, sich zu ernähren. Auch nachts. Durch das häufige Spülen mit Flüssigkeit/ Elektrolytlösung erreicht man, dass die Vergiftung quasi ausgeleitet/ ausgespült wird. Auf zusätzliche Produkte wie bspw. Kohletabletten und ähnliche Präparate wird verzichtet, da diese eher kontraproduktiv wirken (austrocknende Wirkung).

So lange sich die Tiere in dem desolaten Zustand der Vergiftung befinden, darf kein Wassernapf oder Ähnliches in der Nähe stehen. Die Gefahr des Ertrinkens ist zu groß. Sobald der Vogel stabil erscheint, kann unter Aufsicht ein kleines Gefäß mit Wasser und Futter angeboten werden. Ist der Vogel nicht in der Lage, selbständig zu essen und zu trinken, müssen die Näpfe wieder entfernt und später erneut angeboten werden.

Die Behandlung sollte so schnell wie möglich nach der Sicherung gestartet werden. Am besten schon am Fundort. Da die Tiere oftmals stark dehydriert sind, fängt man zuerst mit einer geringen Menge Flüssigkeit an, damit der Körper langsam wieder rehydriert wird. Wird bei der ersten Gabe zu viel Flüssigkeit gegeben, besteht die Gefahr, dass diese wieder zurück Richtung Schnabel läuft. Dabei ist es möglich, dass Flüssigkeit in die Luftröhre gelangt, was ebenfalls tödlich enden kann. Der Vogel kann in diesem Zustand nicht reagieren und den Kopf schütteln, um überschüssige Flüssigkeit loszuwerden. Er kann auch nicht wie wir Menschen die Flüssigkeit abhusten.

 

Was ist zu tun:

- Engmaschig sondieren, bis stabiler, selbständiger Zustand wiederhergestellt ist (zur Tabelle Botulismus Handout).
- Vögel kühl, maximal Zimmertemperatur aufbewahren, da sie meist erhöhte Temperatur durch die Vergiftung haben (Über 41°C, denn die normale Körpertemperatur beträgt beim Vogel zwischen 40°C und 41°C)
- Die Tiere können entweder einzeln in Boxen oder Gehegen untergebracht werden, oder auch mit mehreren der gleichen Art zusammen gehalten werden. Fischessende Vögel wie Reiher und Taucher jeglicher Art sollten einzeln untergebracht werden, da sie eher aggressiv aufeinander reagieren. Rallen können bei ausreichend Platz in kleinen Gruppen von bis zu 3 Tieren zusammengesetzt werden.
- Begleitend können Antibiotika verabreicht werden, jedoch konnte ich bisher keinen Unterschied im Verlauf der Rehabilitation erkennen. Deshalb wende ich keine Antibiotika in diesem Zusammenhang an.
- Zeigt sich der Vogel stabil, kann er aus der Intensivpflege heraus und bspw. in „Sammelgehege“ mit eigener Versorgung untergebracht werden.

 

Was wird gebraucht:

- Elektrolytlösung, z.B. Elotrans geschmacksneutral ( auf den in der Apotheke erhältlichen Packungen steht keine Geschmacksrichtung, es handelt sich aber um Cola- Geschmack. Das kann durchaus auch genutzt werden. Möchte man die Sorte Geschmacksneutral, muss diese meist bestellt werden) Alternativ kann man auch Oralpädon oder Elektrolytlösung vom Tierarzt für Kälber verwenden. Ebenso kann man in der Not auch eine Lösung selbst herstellen. Auf einen Liter Wasser gibt man 6- 8 Teelöffel Trauben- oder Haushaltszucker und einen halben Teelöffel Salz. Verfügt man über nichts dergleichen, nimmt man Wasser, bis man Elektrolytlösung beschaffen kann.
- 60ml bis 100ml Blasen- oder Katheterspritze (bevorzugt mit flachen Ende/ Kolben)
- Absaugkatheter, weich, mit zwei seitlichen Augen (Löcher) am Ende, Größe Ch.16, Farbcode Orange

 

Botulismusbehandlung - was wird gebraucht

 

Botulismusbehandlung - was wird gebraucht

 

Zubereitung Elektrolytlösung:

- Elotrans: ein Beutel Elotrans auf 200ml normaltemperiertes Wasser.

 

Futterzubereitung für die Spritze:

- Lundi Regular in ausreichend Wasser ca 1- 2 Stunden einweichen und im Mixer fein pürieren, damit es durch die Spritze und den Katheter laufen kann. Sind die Tiere stark abgemagert, kann man zwischendurch auch die Hälfte des Futters mit Kükenstarter ersetzen, damit die Tiere schneller an Gewicht zulegen. Ich rede nicht von längerfristiger Fütterung oder Aufzucht, sondern von kurzfristiger, vorübergehender Ernährung, um die Tiere schnell wieder fit zu bekommen. Zudem kann das Futter, aber auch die Elektrolytlösung mit Korvimin und Vitamin b 12 Präparaten versetzt werden. Dies spart Zeit und Stress.
- - Fischesser: bei fischessenden Vögeln wie Reiher, Möwen oder Taucher kann man fischhaltiges Katzentrockenfutter in ausreichend Wasser aufweichen und mit dem Mixer pürieren. Dieses kann auch mit Präparaten oder Medikamenten versetzt werden.

 

Botulismusbehandlung - was wird gebraucht

 

Botulismusbehandlung - was wird gebraucht

 

Warum sondieren und nicht infundieren?

Weil man in kurzer Zeit wesentlich mehr Flüssigkeit in den Organismus bekommt, was bei Botulismus und anderen Vergiftungserscheinungen das Leben rettet. Zudem wird kein Gewebe verletzt.

 

Warum in den Muskelmagen sondieren und nicht in den Kropf?

Der Kropf des Wasservogels ist vom Volumen nicht vergleichbar mit dem Kropf von Tauben oder Hühnern. Damit die Flüssigkeit im Vogel bleibt, wird in den Magen sondiert. Dieses schützt auch davor, dass die Flüssigkeit wieder hoch kommt und irrtümlich in die Trachea/ Luftröhre läuft.

 

Tag 1

Nur Elektrolytlösung sondieren.

 

Tag 2

bis zur selbständigen Nahrungsaufnahme abwechselnd Elektrolytlösung und püriertes Futter verabreichen.

 

Ab Tag 3

Jetzt reicht die Versorgung bei nicht selbständiger Nahrungsaufnahme auch alle 3- 4 Stunden.

 

Handling:

In dem Video sondiere ich allein. Für mich ist dies die beste Methode, da ich in dem Moment den ganzen Vogel unter Kontrolle habe. Generell wickel ich bei jeder Behandlung den Vogel in ein Handtuch, damit dieser stressfreier behandelt werden kann. Somit sind die Flügel und Beine gut verpackt und eine professionelle Behandlung kann beginnen.

 

Stockenten - bereit zum Sondieren

 

richtig Sondieren

 

Sondieren:

- Den Vogel leicht strecken, damit der Schlauch/ Katheter gerade in den Vogel geht.
- Der Kopf muss etwas höher als der Körper sein.
- Den Schnabel öffnen und den Schlauch linksseitig in den Hals führen.
- Zur Sicherheit vorsichtig seitlich am Hals fühlen, ob man zwei Schläuche fühlt. Wirklich vorsichtig erfühlen, weil durch festes Drücken irreparable Schäden an der Luftröhre passieren können. Die Trachea/ Luftröhre ist ähnlich wie der Schlauch zu erfühlen. Fühlt man nur einen Schlauch, ist entweder der Katheter noch nicht tief genug, oder aber schlimmstenfalls in der Luftröhre. Deshalb überprüfe ich direkt am Anfang, ob der Katheter richtig sitzt, denn nicht bei jedem Vogel sieht man den Eingang der Trachea beim Öffnen des Schnabels.
- Der Katheter wird durchschnittlich bei stockentengroßen Vögeln bis auf ca 10 cm in den Vogel geschoben. Allgemein kann man sagen, dass der Katheter ungefähr auf Dreiviertel der Länge des Vogels eigeführt werden muss, da sich der Muskelmagen im hinteren Teil des Vogels befindet.
- Wichtig: langsames sondieren. Schlauchende (orange) immer an der Spritze festhalten.

 

richtig Sondieren

 

 

Botulismus behandeln hier herunterladen.