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Tanja mit Luzifer

Über mich

 

Willkommen bei der Gänseliesel!

Ich bin Tanja Regmann. Beruflich leite ich als Sozialpädagogin ein kleines Jugendhaus im Münsterland und tätowiere nebenberuflich. Seit meiner Kindheit war es ein Traum von mir, Tierschützerin zu werden. Natürlich stellt man sich das spektakulär vor- mit Robbe auf dem Arm auf einer Eisscholle stehend und so weiter. Tatsächlich ist meine „Tierschutzkarriere“ schon eher ungewöhnlich verlaufen und es mag im Auge des Betrachters liegen, ob es spektakulär war oder nicht. Aktiv angefangen hat es, als ich mit 17 Jahren den ersten Hund aus dem Tierheim adoptiert habe. Danach folgten Haustiervermittlungen, Mithilfe im Tierheim und ortsansässigen Tierschutzvereinen und was man neben Schule, Berufsausbildung und Heavy Metal sonst so macht.

Richtig los ging es dann im November 1998, als ich mit ein paar Leuten während der „Pallas– Ölkatastrophe“ vor den Inseln Föhr und Amrum eigentlich zum „ölschöppen“ mit Schaufel und Eimer anreiste. Wir kamen nachts an der Fähre in Dagebüll an und hatten für die kostenlose Überfahrt das Codewort „Ölvogel“ bekommen. Es war spannend und aufregend zugleich. Auf Föhr angekommen erwartete uns jedoch kein Öl an den Stränden, da dieses relativ flüssig war und durch die Gezeiten nicht an die Strände gespült wurde. Stattdessen waren die Strände voll mit verölten Vögeln. Es waren überwiegend Eiderenten.

Anmerkung: bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine stark ausgeprägte Vogelphobie. Da meine Großeltern einen angriffslustigen Papagei und Wellensittiche hatten, die mit Vorliebe auf Köpfen landeten und sich immer in meinen langen Haaren verfangen hatten, betrat ich nirgends einen Raum, wo sich ein Vogel außerhalb des Käfigs aufhielt.

So stand ich nun am Strand von Föhr und musste für mich eine Entscheidung treffen. Ich überwand all meine Ängste, denn ich konnte diese Tiere nicht ihrem Schicksal überlassen. Ich fing tatsächlich eine sehr schwache, weibliche Eiderente ein. Mir fiel direkt auf, wie unfassbar schön dieses Tier war. Ich hatte Wasservögel vorher nie intensiv betrachtet, denn ich suchte stets das Weite, wenn ich ihnen begegnete. Wir brachten die eingesammelten Tiere zu der improvisierten Station ins Feuerwehrgerätehaus. Dort angekommen überreichte ich meine erste eingefangene Ente. Wir öffneten den Karton und sie lag auf dem Rücken und war tot. Ich unterdrückte meine spontanen Tränen und von da an war klar: es gab kein zurück mehr. Meine Motivation und mein Anspruch lagen darin: wenn es auch nur eines dieser Geschöpfe schaffen würde, rehabilitiert zurück in die Freiheit zu gehen, dann hätte sich jede Mühe und alle Kosten gelohnt. Zudem sah ich dort auch all die anderen, bereits gesicherten Vögel. Dies trieb mich an, weiter an die Strände zu fahren und Vögel zu sichern. Und so folgte eins zum anderen. Nach dem Einsatz knüpften wir Kontakte zu holländischen Stationen und beschäftigten uns intensiv mit dem Thema. Es waren die Anfänge für ein internationales europäisches Netzwerk. Zu dem Zeitpunkt arbeitete ich ehrenamtlich für eine bekannte amerikanische Organisation.

Ein Jahr später, 1999/ 2000, ereignete sich die „Erika- Katastrophe“ in Frankreich vor den Küsten der wundervollen Bretagne und Vendée. Wir organisierten uns dort mit Einheimischen und verschiedensten Menschen aus der ganzen Welt. Unsere Aufgabe war die Sicherung der lebenden, verölten Vögel an den Stränden und der anschließende Transport zu den Stationen. Insgesamt war ich 4 Wochen Vorort und arbeitete dort auch zwischenzeitlich in Erstversorgungs- Einrichtungen der Tiere. Mein Aufenthalt in der Veterinärmedizinischen Schule in Nantes endete leider nach zwei Tagen, da ich die Transporte der Tiere nach Holland und Belgien kritisierte. Ich wusste durch unser dortiges internationales Netzwerk , dass ein Großteil der tags zuvor transportierten Vögel nicht lebend angekommen war. Die Kartons waren zu eng aneinander in die großen LKW’s geschoben worden und die Tiere waren qualvoll erstickt. Kritik wollte man dort nicht und deshalb mussten wir die Klinik verlassen. Jahre später erfuhr ich bei einem Netzwerk- Treffen in Belgien von einem französischen Tierarzt, dass er sich an das weinende Mädchen erinnern konnte, welches die Kritik ausgesprochen hatte und die Klinik verlassen musste. Trotzdem hatte es etwas Gutes: die Transporte wurden im Anschluss anders organisiert, damit genug Sauerstoff für die Tiere während der Fahrt vorhanden war.

2001 führte uns nach Dänemark, wo allerdings alle verölten Tiere erschossen wurden und wir nicht handeln durften. Dänemark argumentierte damit, dass man genug Vögel hätte. Frustriert ging es zurück nach Deutschland.

2002 war ich mit einem Team insgesamt 4 Wochen in Galizien, wo wir zwei Erstversorgungs- Stationen in Vimianzo und Noja aufbauten. Die Distanzen waren zu groß von den Stränden zu den großen Stationen in La Coruña und Pontevedra. Deshalb war es gut, dass die Tiere bei uns erstversorgt und dann stabilisiert weiter transportiert wurden. Dort arbeitete ich viel mit Trottellummen, Tordalke, Papageitauchern, Basstölpeln und Kormoranen.

Direkt im Anschluss geschah die „Tricolore– Katastrophe“ vor Ostende im Ärmelkanal. Also war ich ab Ende Januar 2003 wieder im ständigen Einsatz. Wir bekamen dort innerhalb der ersten zwei Wochen 5000 Vögel in die Station. Insgesamt war ich bis April 2003 in Ostende an vier Tagen pro Woche Vorort. Dort konnte ich meine bisherigen Erfahrungen gut anbringen, Leute anlernen, meine Kompetenzen ausbauen und erweitern und wieder im internationalen Team arbeiten. Ein Arbeitstag während einer großen Katastrophe (ab ca 1000 Vögel) fängt um 7.00 Uhr an und endet ca. gegen 1.00 Uhr. Unsere Hauptklientel waren Trottellummen und in der meisten Zeit habe ich dort Vögel gewaschen.

 

Ein Überblick meiner Einsätze:

• 1998 Föhr/ Amrum/ Deutschland/ Frachter „Pallas“ läuft auf Grund
• 1999 Istanbul / Türkei / Tanker „Wolgoneft 248“ zerbricht im Marmarameer (Beratung und Betreuung von Deutschland aus)
• 1999/ 2000 Bretagne/ Vendée/ Frankreich/ Tanker „Erika“ versinkt im Atlantik
• 2000 Athen / Griechenland / Frachter „Eurobulker X“ bricht auseinander ( Beratung und Betreuung von Deutschland aus)
• 2001 Falster & Mon / Dänemark / Tanker „Baltic-Carrier“ havariert
• 2001 Westküste / Deutschland / Schwerölverschmutzung in der Nordsee
• 2002 Galicien / Spanien / Tanker „Prestige“ zerbricht im Atlantik
• 2003 Ostende / Belgien / Frachter „Tricolor“ havariert im Ärmelkanal
• 2004 St-Peter-Ording / Deutschland / Schwerölverschmutzung in der Nordsee
• 2006 Düsseldorf / Deutschland / Illegale Einleitung von Rapsöl
• 2006 Fredrikstad / Norwegen / Loch in Pipeline im Fluss Glomma
• 2006 Tallinn / Estland / Illegale Schweröleinleitung in die Ostsee
• 2007 Bergen / Norwegen / Frachter „Server“ bricht auseinander
• 2007 Norddeich / Deutschland / Frachter „Duncan Island“ verliert Schweröl
• 2008 Föhr / Deutschland / Schwerölverschmutzung in der Nordsee
• 2009 Langesund / Norwegen / Frachter „Full City“ im Skagerragh havariert
• 2010 Köln / Deutschland / Illegal entsorgtes Pflanzenfett im Rhein
• 2011 Ytre Hvaler Naturschutzgebiet / Norwegen / Frachter „Godafoss“ havariert (Beratung und Betreuung von Deutschland aus)
• seit 2006 Betreuung von Wasservögeln aus Binnengewässern mit der Spezialisierung auf Ölvogel- Rehabilitation, Botulismus und anderen Vergiftungserscheinungen, Kippflügel, Schädel- Hirn- Trauma und Verletzungen im Allgemeinen.

 

Auszeichnungen:

2007 bin ich von der Frauenzeitschrift „Bild der Frau“, Funke Mediengruppe, mit der „Goldenen Bild der Frau“ ausgezeichnet worden.
2011 folgte das Bundesverdienstkreuz am Bande für meine internationale, ehrenamtliche Arbeit. Überreicht wurde es von dem damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff im Schloss Bellevue in Berlin.

 

Mittlerweile habe ich mich von den Vereinen und den Bündnissen getrennt, welche ich teilweise mit aufgebaut habe. Manchmal muss man andere Wege gehen, besonders dann, wenn man idealistisch andere Vorhaben verfolgt. Ich habe bei jedem Einsatz für einen „Intensive care“- Raum gesorgt, in dem die ganz schwachen Tiere bei intensiver Pflege eine Chance bekamen, wieder auf die Beine zu kommen. Ich lehne generell ein Triage- System ab. Nichts sollte unmöglich sein, schon gar nicht bei menschengemachten Problemen. Seit einigen Jahren nun habe ich mich zusätzlich zur Rehabilitation von verölten Vögeln auf weitere Gebiete spezialisiert, wie z.B. auf Kippflügel und Botulismus.